Die Bundestagswahl ist um. Für die Partei DIE LINKE war es bei 8,6 Prozent (11.9 2009) ein durchwachsener Erfolg. Allerdings wurden wir die größte Oppositionspartei. Anteil daran hatte auch unsere vogtländische Bundestagskandidatin Janina Pfau

mit ihrem engagierten Wahlkampf. Mit Blick auf die Zukunft sieht sie jedoch, dass es ohne neue Mitglieder den Kreisverband Vogtland nicht mehr lange geben wird.

Janina, als Folge der Bundestagswahl zeichnet sich in Berlin eine Große Koalition aus CDU/CSU sowie der SPD ab. In diesem Falle wäre Gregor Gisy dann Oppositionsführer. Wie empfindest Du das?

Ehrlich gesagt verstehe ich die Wählerinnen und Wähler nicht. Immer mehr Menschen leben unter der Armutsgrenze, wie hatten noch nie soviel Kinderarmut, immer mehr Menschen arbeiten in prekärer Beschäftigung – ich könnte noch viele Beispiele nennen – Ich kann nicht, nachvollziehen, dass der CDU trotzdem noch so viel Vertrauen entgegen gebracht wird. Ich nehme aber an, dass die SPD ihr Seele verkaufen wird, um mitregieren zu können. Es könnte besser werden für die Menschen, die nicht ein paar Millionen auf dem Konto haben – wenn die SPD endlich verstehen würde, dass sie mit uns koalieren müssten – um der linken Mehrheit eine Chance zu geben.

An den 8,6 Prozent Zustimmung für die Bundes-Linke hast Du mit Deinem engagierten Wahlkampf als die vogtländische Kandidatin der Linken für den Bundestag auch Deinen Anteil geleistet. Wie bewertest Du Deine 19,6 Prozent Direktstimmen im Vogtland?

Die letzten Jahre waren schwere Jahre für DIE LINKE sowohl im Bund als auch auf Kreisebene. Wir litten hier vor allem unter den vielen Problemen und Anfeindungen. Zusätzlich kam zeitweise die Frage, ob wir überhaupt den Wiedereinzug schaffen. Klar hätte ich gerne den Stimmenanteil von 2009 gehalten. Genau wie damals habe ich auch jetzt wieder unermüdlich um jede einzelne Stimme gekämpft.

Dir fehlten knappe 0,9 Prozent Stimmen auf Dein Bundestagsergebnis von 2009. Hat Dir in Plauen die Kandidatur von Benjamin Zabel, SPD, die Stimmen gekostet oder fehlten dort schlichtweg die Wähler aus dem eigenen Lager?

Die Antwort ist nicht leicht. Sicherlich hat Benjamin Zabel in Plauen Stimmen gekostet – aber es ist allgemein bekannt, dass Plauener immer Plauener wählen. Da verliert man auch mal nur wegen seinem Wohnort wertvolle Stimmen. Viele Wählerinnen und Wähler geben die Erststimme dem Kandidaten, der für sie am wahrscheinlichsten in den Bundestag einzieht, da man denkt, die eigene Stimme ist sonst vergebens. Zusätzlich nehme ich an, dass viele unserer WählerInnen von 2009 diesmal nicht zur Wahl gegangen sind.

Du tourtest mit Infoständen in nahezu jeden großen Ort im Vogtland, hängtest Plakate, falteste Flyer, steckteste Zeitungen und… Dazu standen Dir nur ganz wenige Helfer zur Seite. Wurdest Du nicht ausreichend von den Ortsverbänden unterstützt?

Jein – Das Problem liegt nicht direkt bei den Ortsverbänden sondern bei den Einzelnen Genossen. In den einzelnen Orten haben immer die gleichen GenossInnen die Infostände unterstützt und in einigen Orten kam keine Unterstützung durch die Ortsverbände, so dass entweder GenossInnen aus anderen Orstverbänden unterstützten oder leider der geplante Infostand wegen Personalmangel ausfallen musste. Das Verteilen in den eigenen Ortsverbänden hat in vielen OV´s ganz gut funktioniert, nur leider war die Bereitschaft auch andere Orte zu unterstützen sehr gering. So dass einige wenige GenossInnen die letzten zwei Wochen jeden Tag – oft auch im strömenden Regen – die Ort bestückten, in denen wir keine GenossInnen mehr haben bzw. der Ortsverband es nicht schaffte.

Greifen wir mal ein Beispiel heraus und zwar den Infostand am 3. September zur besten Marktzeit am Marktplatz gegenüber dem Rathaus. Da warst Du, die Genossin Michaele und ein weiterer Genosse aus dem Landesverband Thüringen. Wo waren die Mitglieder Deiner Basisorganisation?

Infostände sind eine besondere Form des Wahlkampfes, weil viele Angst haben sich hinter einen Infostand zu stellen. Die Mitglieder meines Ortsverbandes sind nicht mehr die jüngsten und deshalb konnte mich hier keiner unterstützen. Es wurden aber viele, viele Zeitungen gesteckt. Die GenossInnen im aktiveren Alter waren entweder krank oder haben mir mitgeteilt, dass sie nichts von Infoständen halten.

Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlkämpfe nächstes Jahr – es werden Bürgermeister, Europaabegeordnete sowie Kreistag, Stadträte, Gemeinderäte und Ortschaftsräte neu gewählt – welche Erkenntnisse nimmst Du aus dem Bundestagswahlkampf mit?

Es wird immer schwieriger Wahlkämpfe zu organisieren und durchzuführen. Wir müssen uns in kurzer Zeit neue Strategien und Organisationswege einfallen lassen. Und das wichtigste wir brauchen neue Mitglieder – auch hier müssen Ideen gesammelt werden.

Wie schätzt Du angesichts der allgemein rückläufigen Zustimmung für die Linke die Erfolgsaussichten vor allem auf kommunaler Ebene?

Wenn sich alle KandidatInnen aktiv in den Wahlkampf einbringen, glaube ich können wir unsere Wähler halte. Das Problem ist eher für mich die Kandidatinnen zu finden. Die neuen Kreistagswahlkreise bereiten mir da heute schon Kopfschmerzen. Ganz wichtig ist natürlich, dass die Fraktionen bis zur Wahl noch aktive Öffentlichkeitsarbeit leisten.

Im Monat September gab es sechs Neueintritte in den Kreisverband. Bringen die Frauen und Männer neuen Schwung in die Parteiarbeit?

Ich hoffe es. Wir sollten sie allerdings nicht gleich mit unseren ganzen Aufgaben überschütten. Eines ist aber klar – ohne Neueintritte wird es den KV-Vogtland nicht mehr lange geben.

Viele Basisorganisationen sind nicht mehr arbeitsfähig. Nehmen wir beispielsweise mal Elsterberg, Triebel und das Oberland. Weitere zeichnen sich ab. Gibt es dafür eine strukturelle Lösung.

Momentan weiß ich hier keine Lösung. Aber auch der Landesverband beschäftigt sich mit diesem Problem. Ich würde ungerne die OV´s auflösen. Weil sie in vielen Orten für die Genossen die einzigste Verbindung zu Partei sind.

Nun die letzte Frage. Nehmen wir an, du bekämst für den Kreisverband 100.000 Euro geschenkt. Was würdest Du damit tun?

MitarbeiterInnen einstellen!

Die Fragen stellte Ronald Dietel

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